Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 31. Januar 2012

Das waren noch Zeiten!

Die Avantgarde von Illustration und Comic:
Winsor MacCay, der  Comic- und Zeichentrick-Pionier 
in einer sensationellen Ausstellung 
im Bilderbuchmuseum Troisdorf.


"Wer durch die Räume der Troisdorfer Ausstellung geht, mag sein Glück kaum fassen: McCay hat gerade in „Dream of the Rarebit Fiend“ zu einer Bildsprache gefunden, die erst sehr viel später bei René Magritte oder Salvador Dali wieder auftauchen sollte. Dabei bündelte er Traumwelten und Freak-Shows zu einem einzigartigen Kunst-Programm. Er verstand den Comic nicht nur als eigenständige Kunstgattung, sondern vor allem als die neue Kunst des 20. Jahrhunderts: Mit ihr wollte er die höchsten ästhetischen Ansprüche unter den ökonomischen und technischen Bedingungen der Massenproduktion verwirklichen."................


".......Das Bilderbuchmuseum zeigt dankenswerterweise einige von McCays Filmen. Sie erscheinen neben dem zeichnerischen Werk wie die konsequente Verlängerung seines unbedingten, nach artistischer Perfektion strebenden Gestaltungswillens, erlaubte der Zeichentrick gegenüber dem Realfilm doch die vollständige Beherrschung des ästhetischen Materials. Davon geben etwa „The Sinking of the Lusitania“ (1918) und einige der „Rarebit“-Folgen eindrucksvoll Zeugnis."
fr-online




Zur Ausstellung gibt es diesen bemerkenswert schönen,
liebevoll illustrierten und spannenden Katalog:
Alexander Braun
Winsor McCay 1869 bis 1934.
Comics, Filme Träume
erschienen bei bocola
349 Seiten 
durchgehend farbig illustriert
49,00 Euro im Handel
Ausstellungskatalog
39,00 Euro










Burg Wissem, Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf, bis zum 4. März.
Danach in Hannover, Erlangen, Basel und Backnang. 

Samstag, 14. Januar 2012

Buchhandlungen bei Nacht

ein zauberhafter Film von und über die Buchhandlung "TYPE" in Toronto - 
werfen Sie Ihr E-Book weg!



anderes nächtliches Geschehen aus der Buchhandlung in Wimmlingen-
leider noch nicht verfilmt: 


Der Buchhändler Armin aus Wimmlingen versteht nicht, warum er morgens in seiner Buchhandlung immer so einen Saustall vorfindet.... 


Die Auflösung...
...und noch viel mehr auf 12 Seiten

Montag, 2. Januar 2012

Spiegel online über die Tollen Hefte von Armin Abmeier

Illustrationskunst
Biografie eines Lese-Liebeslebens


Von Maren Keller



Seit 20 Jahren gibt Armin Abmeier die "Tollen Hefte" heraus. In der Jubiläumsausgabe "Charakter ist nur Eigensinn" lässt er seine 20 liebsten Sätze von einigen seiner liebsten Illustratoren darstellen. Schöner kann Literatur nicht sein.

Falls sich die Liebe zur Literatur messen lässt, dann nur in der ihr eigenen Maßeinheit: Geschichten. Armin Abmeier, im Jahr 1940 geboren, ist gelernter Buchhändler, ehemaliger Verlagsmitarbeiter, Galeriebesitzer, Herausgeber der Literatur-Reihe "Die Tollen Hefte" - aber vor allem muss Abmeier ein gewaltiger Literatur-Liebhaber sein.

Denn da gibt es die Geschichte vom kleinen Jungen, dem der Großvater während der Verdunkelungszeit im Zweiten Weltkrieg zur Ablenkung Märchen und Schiller-Balladen vorlas. Da gibt es die Geschichte vom Jungen, der unentwegt las, auf dem Sofa, am Mittagstisch und heimlich im Bett, wozu er nicht einmal eine Taschenlampe brauchte, weil ihm eine Batterie und eine Glühlampe genügten. Da gibt es die Geschichte der Kommode, die zur Schatztruhe wurde, weil der Junge seine Comic-Sammlung darin vor den Eltern versteckte. Da gibt es die Geschichte vom jungen Mann, der durch Amerika reiste und sieben Pakete voller Underground-Comics nach Hause schickte.

Und da gibt es die Geschichte vom Herausgeber, der seine Lieblingskriminalgeschichte von Walter Serner illustrieren, drucken und zum Heft binden ließ und gleich eine "eins" hineinschrieb, weil er wusste, dass da noch viel mehr kommen würde.

Würde und Witz

20 Jahre sind seitdem vergangen und das Serner-Heft ist in dieser Zeit nicht nur zum vergriffenen Sammlerstück, sondern auch zum Auftakt einer ganz besonderen Reihe geworden. Die "Tollen Hefte" erscheinen zweimal im Jahr. Und jedes Mal illustriert ein Künstler, den Abmeier mag, darin einen Text, den Abmeier mag. Darunter sind Texte von T.C. Boyle, Peter Wawerzinek oder Gertrude Stein. Zu den Illustratoren zählen Anke Feuchtenberger, ATAK oder Rotraut Susanne Berner.

Jedem der Hefte liegt in der Mitte als Centerfold ein Plakat bei. Und jedes dieser Hefte ist besonders. Das 36. Heft ist aber das besonderste von allen. "Charakter ist nur Eigensinn" heißt es, und es ist nicht nur ein Jubiläumsheft, sondern die Biografie eines Lese-Liebeslebens. Denn Abmeier hat darin seine 20 liebsten Sätze zusammengetragen und von den Illustratoren darstellen lassen, die sich schon in den 35 vorherigen Heften verewigt haben.

Axel Scheffler hat einen Mann mit entschlossenem Gesicht und Grubenlampe gemalt, der gerade auf einer Klappleiter in das Maul eines riesigen Hundes steigt. Darüber ein Zitat aus der Biographie von Groucho Marx, das Abmeier einen ganzen Sommer lang auf einem T-Shirt trug: "Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog it's too dark to read." Das ist jener watteleichte Humor, der nur entstehen kann, wenn man die Sätze ernst genug nimmt.

Und darin liegt auch das Geheimnis der "Tollen Hefte": Es ist der eigene Blick, dem man in ihnen folgen darf, der selbst den abgegriffensten Floskeln ihre ursprüngliche Geschliffenheit zurückschenkt. Henning Wagenbreth gelingt es mit seiner verschlungenen Spazierweg-Illustration sogar, der Postkartenweisheit "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann" ihre Würde und ihren Witz zurückzugeben.