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Dienstag, 1. Oktober 2024

Oktober


Der fliegende Robert

Wenn der Regen niederbraust,
Wenn der Sturm das Feld durchsaust,
Bleiben Mädchen oder Buben
Hübsch daheim in Ihren Stuben.

Robert aber dachte: Nein!
Das muss draußen herrlich sein!
Und im Felde patschet er
Mit dem Regenschirm umher.

Hui wie pfeift der Sturm und keucht,
Dass der Baum sich niederbeugt!
Seht! Den Schirm erfasst der Wind,
Und der Robert fliegt geschwind

Durch die Luft so hoch, so weit;
Niemand hört ihn, wenn er schreit.
An die Wolken stößt er schon,
Und der Hut fliegt auch davon.

Schirm und Robert fliegen dort
Durch die Wolken immer fort.
Und der Hut fliegt weit voran,
Stößt zuletzt am Himmel an.

Wo der Wind sie hingetragen,
Ja, das weiß kein Mensch zu sagen.

Heinrich Hoffmann, "Der Struwwelpeter"
1809 -1894



Mittwoch, 4. September 2024

Gedicht im September

                                    

Ich wollte nur sagen

Ich habe
die pflaumen
im eisschrank
gegessen

die du sicher
aufheben
wolltest
fürs frühstück

Vergib mir
sie waren köstlich
so süß
und so kalt

William Carlos Williams
Aus dem Amerikanischen übertragen 
von Heinrich Detering.

Freitag, 2. August 2024

Augusthimmel

 


An besonders schönen Tagen
ist der Himmel sozusagen
wie aus blauem Porzellan.
Und die Federwolken gleichen
weißen, zart getuschten Zeichen,
wie wir sie auf Schalen sahn.


1. Strophe aus "Im Auto über Land"
von Erich Kästner



Freitag, 19. Juli 2024

Literaturfestival in Rabka 17. - 20. Juli 2024

Ein Literaturfestival für Kinder im südlichen Polen: bei hochsommerlichen Temperaturen soll ein großes gemeinschaftliches Wimmelbild entstehen. Die jahreszeitlichen Wimmelbücher erscheinen sehr erfolgreich im polnischen Verlag DWIE SIOSTRY, und Reproduktionen aus den Büchern hängen im workshop-Raum. Ungefähr 25 Kinder kommen an drei Tagen von morgens um halbzehn bis 11 Uhr. Die Stadt Rabka ist eine Kurstadt - ursprünglich hauptsächlich für Kinder mit Lungenkrankheiten - heute eine Stadt mit großen Parks, Kur- und Urlaubsangeboten für jedermann. 
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Ein paar Eindrücke beim ersten Stadtrundgang

Die Assistentinnen tragen orangefarbene T-Shirts und ohne sie wäre der workshop gar nicht denkbar.

1. Tag: es soll eine Invasion von Elefanten in Rabka gemalt und gezeichnet und ausgeschnitten und aufgeklebt werden. 


Noch ist viel Luft auf dem Wimmelbild


Details der Elefantenparade.
     
2. Tag: Häuser, Tiere und Pflanzen sollen sich zu den Elefanten gesellen.


    
Der Büchertisch... 

...und ein besonders wunderbares Eichhörnchen!


Titel des Bildes: DIE ELEFANTENSTRASSE ! hier die stolzen Künstlerinnen und Künstler 
am dritten Tag. 

... und einen ganz besonders großen Dank an Ella vom Goetheinstitut in Krakau für ihren unglaublich professionellen, freundlichen und umsichtigen Einsatz - jeden Tag und jede Minute! 

Donnerstag, 4. Juli 2024



Ich bin der Juli

Grüß Gott! Erlaubt mir, dass ich sitze.
Ich bin der Juli, spürt ihr die Hitze?

Kaum weiß ich, was ich noch schaffen soll,
die Ähren sind zum Bersten voll;

reif sind die Beeren, die blauen und roten,
saftig sind Rüben und Bohnen und Schoten.

So habe ich ziemlich wenig zu tun,
darf nun ein bisschen im Schatten ruhn.

Duftender Lindenbaum,
rausche den Sommertraum!

Seht ihr die Wolke? Fühlt ihr die Schwüle?
Bald bringt Gewitter Regen und Kühle.





Paula Dehmel
(1862 - 1918)

Sonntag, 2. Juni 2024

Gedicht im Juni


Sommerfrische

Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.

Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir,
dann spiel, was dir kommt.

Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.


Joachim Ringelnatz





Sonntag, 5. Mai 2024

Gedicht im Mai

Es kommt eine Zeit

da machen die Vögel Hochzeit


Nachtigall und Lerche

Zaunkönig und Sperling

Rotkehlchen und Amsel


Ein Lied fliegt zum andern

die Bäume tragen weite Kleider

der Wind läutet die Blumen

die Bienen haben goldne Schuhe


Die Katze

die graue die schwarze die weiße

sie darf es nicht tun

sie darf die Hochzeit nicht stören


Elisabeth Borchers









 © Rotraut Susanne Berner aus "Der prosaische Hund" Verlag Jacoby & Stuart